von Berthold Porath
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5. Mai 2024
Noch gut erinnere ich mich an einen Kollegen, der einmal etwas abfällig bemerkte: „Du hörst doch wieder mal das Gras wachsen“. Ich drückte ihm zuvor mein Unbehagen gegenüber unserem gemeinsamen Chef aus. Bei diesem hatte ich ständig das Gefühl, dass er seinen Mitarbeitern keinen persönlichen Erfolg gönnt. Er kam mir manchmal vor wie ein kleiner beleidigter Junge, der bildlich gesprochen, beim gemeinsamen Spiel die Sandburg lieber zerstört, anstatt sie gemeinsam mit den anderen Jungs zu bauen. Damals konnte ich das Unbehagen gegenüber diesem Vorgesetzten an keinen Fakten festmachen. Es war lediglich ein Gefühl, das mir sagte: „Pass auf vor diesem Menschen. Er ist Dir nicht wohlgesonnen!“ Heute weiß ich, dass sich meine unbewusste, innere Stimme meldete, die mich vor diesem Menschen warnen wollte. Und diese innere Stimme hat nun einmal ihre Berechtigung , denn es handelt sich dabei um die Vorgehensweise des menschlichen Gehirns, um eine Situation zu beurteilen. Das menschliche Gehirn hat für solche Lage-Beurteilungen nämlich zwei Strategien : zum einen kann ich die Situation bewusst erfassen, alle Informationen sammeln und verarbeiten und abwägen, um mit diesen Daten ein Urteil zu fällen. Diese Art der Informations-Verarbeitung benötigt allerdings viel Zeit. Die andere Strategie zur Beurteilung einer Situation ist wesentlich schneller, denn das Unterbewusstsein liefert blitzschnell ein spontanes Urteil, welches nicht auf bewusster Ebene sondern eher auf meinem Bauchgefühl beruht. Bei anstehenden Entscheidungen wird somit mein Gehirn entlastet, da ich einen komplexen Teil des Denkens an das Unterbewusste abgeben kann. Unser Unbewusstes ist in der Lage, blitzschnell relevante von unrelevanten Informationen zu unterscheiden . Und dies fast ohne, dass wir etwas davon mitbekommen. Der oben erwähnte Kollege vertraute nur seinen bewussten Urteilen und misstraute Entscheidungen, die auf Gefühlen oder Intuition beruhten. Es zeigte sich jedoch im Nachhinein, dass mein Unbehagen gegenüber dem Vorgesetzten berechtigt war. Doch geht es hier nicht darum, wer recht hat, sondern um die Bedeutung von Intuitionen. Diese erkennst Du am besten, wenn Du zur Ruhe kommst. Es ist mit der Intuition, wie mit einem ruhigen See, bei dem Du bis auf den Grund sehen kannst...