Als Jugendlicher machte mir dieser Gedanke ein wenig Angst, doch heute kann ich sehr gut mit dem Thema Tod umgehen und kann von mir sagen, dass ich keine Angst vor meinem irdischen Ende habe. Dass ich dies so gelassen sehe, hängt zum einen mit meinen Erfahrungen zusammen und zum anderen damit, dass ich mich schon früh mit den Texten der Schweizer Ärztin Dr. Elisabeth Kübler-Ross beschäftigt habe. Sie hat sehr viele Menschen in den Tod begleitet, gehört zu den Pionieren in der Hospizarbeit und hat sich in ihren Büchern und Vorträgen intensiv mit der Sterbeforschung beschäftigt. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurde sie von mehreren Universitäten mit einem Ehrendoktor-Titel ausgezeichnet. Einer ihrer zahlreichen Erkenntnisse lautet: „Ich glaube, es ist jetzt Zeit, dass die Leute wissen, dass der Tod gar nicht existiert, wenigstens nicht so, wie wir uns das vorstellen.“ Der Tod, der uns „modernen Menschen“ als Schreckensgespenst gilt, von dem man nach Möglichkeit nichts wissen will, wird durch die Ausführungen von Dr. Elisabeth Kübler-Ross seines Schreckens beraubt. Wir brauchen ihn danach nicht zu fürchten, denn der Tod ist nicht das Ende, vielmehr ist er „ein strahlender Beginn“.
Vor nahezu 30 Jahren trat der Tod von einer Minute auf die andere mit voller Wucht auch in mein Leben. Meine junge Ehefrau und die Mutter unseres kleinen Sohnes starb bei einem Reitunfall im Wald. Dies war eine äußerst schmerzliche Erfahrung, doch bin ich bis zum heutigen Tag sehr dankbar dafür, dass mir mein Glaube, meine Liebe und meine Hoffnung immer wieder einen Weg in eine gute Zukunft gewiesen haben. Ich durfte spirituelle Erfahrungen machen und dabei lernen dass der Tod nicht das Ende von allem ist. Und ich bin heute davon überzeugt, dass es viele Dinge auf dieser Welt gibt, die wir mit unseren sechs Sinnen nicht erfahren und daher auch nicht erklären können. Insofern wurde mein Leben reichhaltiger und gelassener. Und als ich in diesen Tagen wieder die alte Steintafel mit den Worten MEMENTO MORI in der Friedhofskapelle sah, wurde mir bewusst, dass es sehr viel Sinn macht, sich ständig seiner eigenen Sterblichkeit bewusst zu sein. Das Leben wird mit einer solchen Einstellung noch kostbarer…
Herzlichst Ihr Berthold Porath