Woher denn diese Gelassenheit kommt, werde ich im Gespräch dann meist gefragt und auch hier ist meine Antwort klar. Diese Gelassenheit rührt aus der Tatsache, dass ich gelernt habe, den Tod zu akzeptieren, quasi mit ihm zu leben. Das Bewusstsein, dass heute der erste Tag meiner noch verbleibenden Tage hier auf Erden ist, macht mir klar, dass es keinen Sinn macht, sich unnötig aufzuregen und mit meinem Leben zu hadern. "Love it, change it or leave it", heißt eine bekannte Management-Regel. Vielleicht besser bekannt als christliche Weisheit mit den Worten „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Als Trauerredner habe ich ja ständig mit dem endgültigen Abschied von Menschen zu tun und jedes Mal, wenn ich für eine Feier die Texte schreibe, die passende Musik aussuche und dann den Angehörigen gegenüberstehe, wird mir bewusst, wie wertvoll das Leben ist. Es ist für mich auch deshalb so kostbar, weil ich akzeptiert habe, dass dieses eine Leben endlich ist und vielleicht morgen schon zu Ende sein kann.
Der Philosoph Franz Josef Wetz warnt nicht umsonst davor, dass „wer den Gegenspieler des Lebens – den Tod – aus den Augen lässt, dem kann es schnell passieren, dass er das Leben verpasst. Es kann ihm passieren, dass er gar nicht mehr erkennt, dass er zu sehr im Trott dahinlebt“. Die Auseinandersetzung mit Tod und Leben könnte also für ein gutes Leben recht sinnvoll sein. Ein weiterer Gedanke des Philosophen Wetz könnte uns ebenfalls hilfreich sein, wenn wir Zufriedenheit und Gelassenheit anstreben. „Sei doch mal bescheiden, nimm Dich mal zurück und kultiviere doch das mal, was man im religiösen Bereich Demut nennt“.
Bescheidenheit und Demut, das wünsche ich Dir, damit Du am Ende des Tages sagen kannst: Danke an das Leben, es war gut so, wie es war!
Ich wünsche Dir noch viele gute und zufriedene Tage.
Herzlichst Dein Berthold