Doch was haben all die Proteste eigentlich gemeinsam? Aus meiner Sicht ist die gemeinsame Schnittmenge dieser Demonstration auch die fehlende Wertschätzung und ein mangelndes „Ernst-genommen-sein“ in unserer Gesellschaft, durch die Politik und auch immer öfters am Arbeitsplatz. Vermutlich geht es den Bauern weniger um die Kürzung der Subventionen, sondern viel mehr um den Frust, den sie mit den Vertretern unserer Parlamente erleben. Nicht nur die Bauern, auch andere Bürgen fühlen sich nicht mehr ernstgenommen. Kurz erwähnt: ich mache meist einen Unterschied zwischen Bauern und Agrar-Unternehmern, doch das ist ein anderes Thema und spielt hier keine Rolle. Denn mir geht es hier um ein Thema, welches uns alle betrifft, nämlich um die Sehnsucht nach Wertschätzung und Empathie, die in jedem Menschen steckt. Anerkennung ist ein Grundbedürfnis der Menschen, ein Grundbedürfnis, das wir uns gegenseitig immer weniger zukommen lassen. Auch von Arbeitnehmern aus der Wirtschaft höre ich immer öfters, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen. Wobei doch eigentlich jeder Unternehmer wissen sollte, wie wertvoll unternehmerisch denkende Mitarbeiter sind. Aber solche Mitarbeiter sind eben auch kritische Mitarbeiter und Kritik, zumal wenn sie berechtigt ist, stößt den meisten Menschen übel auf. Daher lehnen viele Unternehmer die Forderung nach Mitbestimmung ihrer Arbeitnehmer ab, weil sie der Meinung sind, dass sie sich eine solche Mitbestimmung in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung nicht leisten können. "Ich mach in meinem Laden, was ich will", ist ein Satz, den ich schon mehrmals gehört habe und den ich sehr schwierig finde, denn wir sitzen alle in einem Boot. Wer sich einmal die Mühe macht und in den Geschichtsbüchern recherchiert, wie die Pioniere unserer Republik vor vielen Jahren ihre Unternehmen aufgebaut haben, dem wird auffallen, dass diese Pioniere ihre Mitarbeiter jederzeit wertgeschätzt haben und dass sie mit dem Prinzip „Fordern und Fördern“ sehr erfolgreich beim Aufbau ihrer heutigen Konzerne waren. Doch so eine Einstellung muss man gelernt und am eigenen Leib erfahren haben, sonst gelingt das gute Miteinander nicht.
Mir ist es bei meiner Arbeit als Personal-Trainer daher sehr wichtig, dass es uns allen gelingt, die Fähigkeit zur Empathie, zu einer mitfühlenden Wertschätzung, wieder zu stärken. Aber es bringt nicht, wenn wir auf "die anderen" schimpfen, denn wir sitzen alle im selben Boot und daher muss jede*r bei sich selbst anfangen, solche Werte wieder täglich zu leben.
Ich bin voller Hoffnung, dass uns das gelingt und verbleibe mit herzlichen Grüßen
Dein Berthold