Das neue Jahr hat begonnen und wir werden von allen Seiten dazu aufgefordert, unsere Pläne und Wünsche für die kommenden 12 Monate aufzustellen. „Mach Deinen Jahreskalender!“. „Schreibe Deine Ziele auf!“. „Was willst Du im Jahr 2022 alles erreichen?“
Kommen Dir diese Sätze bekannt vor? Und bekommst Du womöglich ein schlechtes Gewissen, wenn Du Deine Ziele für das gerade eben erst angefangene Jahr noch nicht schriftlich formuliert hast? Damit wir uns recht verstehen: ich bin ebenfalls für eine gute Jahresplanung und weiß selbst, dass man damit besser durchs Leben kommt. Er macht vieles leichter, wenn man die anstehenden 12 Monate vorplant. Genauso, wie die nächsten 52 Wochen und am besten erstellt man täglich einen von 365 To do-Listen.
Allerdings gebe ich zu, dass mir diese „Planeritis“ als freiheits-liebender, spontaner und kreativer Mensch, früher ein Graus war. Doch wenn Du meine Blogs regelmäßig liest, dann fällt Dir auf, dass ich immer mal wieder über unsere polare bzw. unsere duale Welt rede. Eine Welt, in der es immer zwei Seiten gibt und in der es unsere Aufgabe ist, unsere innere Balance zu finden. Schwierig wird es mit den zwei Seiten allerdings dann, wenn man in ein Extrem verfällt. Dann kippt Deine innere Waage auf eine Seite und Du kommst aus dem Gleichgewicht. Daher tut mir als spontaner und kreativer Mensch die Planung sehr gut, weil ich dadurch meine Balance finde. Ein Gleichgewicht, welches mich leichter durchs Leben bringt.
Vorsicht bei der Planung mit einer zu großen Erwartungshaltung
Allerdings stecken auch gewisse Gefahren in diesen Planungen, denn wenn unsere Erwartungen und Gefühle die Steuerung der Planung übernehmen, kommt es schnell zu der Einstellung „Bitte mehr davon!“. Daher solltest Du wissen, dass ein uraltes Programm in uns ist, das Emotionssystem ist. Dieses „innere Programm“ arbeitet ebenfalls mit zwei Seiten: mit Belohnung oder Strafe! Sprich eine innere Stimme sagt uns „Bitte mehr davon“ oder „Pfoten weg!“. Es wird also entweder eine positiv lustvolle Seite in uns ausgelöst oder eine negativ schmerzliche bzw. Abscheu auslösenden Seite. Wenn wir also ein ersehntes Produkt bekommen, werden wir mit guten Gefühlen belohnt, sobald wir es konsumieren. Doch das weniger positive an diesem inneren Belohnungssystem ist die Eigenart, dass es nie zufrieden ist und sich immer auf ein „mehr davon“, also auf eine Steigerung des erreichten Zustands einstellt. Als Beispiel kann man den Autokauf durch Männer feststellen. Wir kaufen uns ein Auto mit 100 PS, nach wenigen Wochen haben wir uns daran gewöhnt und es kommt eine innere Erwartungshaltung auf, wann wir denn das Auto mit 150 PS kaufen. Ähnliche Beispiele gibt es auch für Frauen. So kenne ich viele Frauen, denen ein Schuhschrank mit 100 Paar Schuhen immer noch zu wenig erscheint. Es dürfen gerne noch ein paar mehr Schuhe dazukommen…
Dieser innere „Belohnungs-Unzufriedenheits-Mechanismus“ in uns Menschen, ist ein zentraler Konsumtreiber, ohne den die ganze Werbung nicht funktionieren würde. Wir wollen immer mehr reisen, reisen immer weiter und sind trotzdem nie glücklich und zufrieden! Deshalb solltest Du Dir bei Deinen Planungen ganz genau überlegen, ob es nicht irgendwann einmal genug ist und Du anstatt mehr, vielleicht sogar weniger planst.
Wenn Du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, dann empfehle ich Dir das Buch „Think Limbic von Hans-Georg Häusel“ oder Du meldest Dich bei mir zu einem Ge(h)spräch. Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch die Natur erkläre ich Dir gerne weitere Details zu diesem Thema.
In jedem Fall wünsche ich Dir, sofern noch nicht geschehen, gute Planungen für 2022, damit Du für Deinen weiteren Lebensweg gut gewappnet bist. Und vergiss dabei nicht: ein guter Wegbegleiter mit dem Blick von außen kann dabei nicht schaden 😉
Herzlichst
Dein Berthold